Kurzgeschichte
Fridolin
Seit vier Jahren habe ich eine Meise. Nicht was Sie jetzt vielleicht denken, nein, in dem Nistkasten in meinem kleinen Gärtchen wohnt Fridolin, die Kohlmeise. Ein hübscher Meisenmann mit breitem schwarzen Bruststreifen.
Ich habe mich mit ihm angefreundet. Von meinem Essplatz habe ich einen direkten Blick zur Meisen-Villa. Sieht er mich dort sitzen, pfeift er mir, ich pfeife zurück – dann kommt er angeflogen.
Zur Belohnung gibt es dann Sonnenblumenkerne! Er ist sehr mutig und kommt ganz nah zu mir.
Und wenn ich draußen im Garten bin, schwirrt er über mich mit lautem Flügelschlag, dass ich ihn ja nicht übersehe!
Die ersten beiden Jahre war Fridolin Single. Da half der lautestes Meisengesang nichts – es fand keine Meisin. Aber dann, im dritten Jahr endlich, umwarb er eine zierliche Kohlmeise , Frida mit schmalem Bruststreifen. Sie inspizierte das Häuschen und beide fingen an Material für ein Nest hinein zuschleppen und haben erfolgreich eine Brut aufgezogen.
Sie waren den ganzen Winter immer zusammen am Futterplatz – nur abends ist Fridolin alleine in der Hütte verschwunden, um die kalten Nächte gut zu überstehen!
Frühlingsgefühle hatten die Beiden in diesem Jahr Ende April, Anfang Mai. Von diesem Gelege ist nur eine Meise übrig geblieben. Und diese kleine Kohlmeise , Fritzi, bettelte immer noch, als Frida bereits das zweite Mal brütete. Sie setzte sich einfach auf die Stange vor dem Einflugloch und sperrte den Schnabel auf.....und wurde so weiter gefüttert.
Inzwischen hat sich das geändert. Fritzi hilft ihren Eltern die zweite Brut zu füttern. Sie ist genau so unermüdlich bei der Futtersuche und schleppt auch den Kot aus dem Nest. Heute früh war nun der Start ins Leben. Sie sind ausgeflogen – zwei haben leider tot in der Hütte gelegen. Aber der Rest der Meisenfamilie zwitschert hier im Gebüsch. Da wünsche ich mir, und den Meisen, dass sie alle den Sommer gut überstehen, und ich mich noch lange an Fridolin und seiner Familie erfreuen kann.
Ich habe bisher nicht gewusst, dass Meisenkinder mithelfen. Was mich am meisten freut, Fritzi ist auch schon zutraulich, nur Frida ist noch ein wenig scheu.
Auf dem Boden habe ich einen Blumenuntertopf gestellt, den ich täglich mit frischem Wasser fülle. Er wird gerne als Trink- und Planschbecken angenommen. Selbst im Winter, wenn es richtig kalt ist, wird darin gebadet. Es muss sich herum gezwitschert haben, denn nicht nur die Kohlmeisen lieben diese Wasserstelle, sondern auch Amseln, Finken, Rotkelchen und Spatzen spritzen und planschen darin, dass es eine Freude ist, zuzusehen.
Fritzi ist von der 1. Brut im Mai 2010 - sie hilft nun Ende Juni die 2. Brut zu füttern....
Fridolin mit breitem Bruststreifen